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Spielwaren, Arbeiten aus den verschiedensten
Stoffen (Metall, Elfenbein, Knochen, Holz, Glas, Pappe, Papiermaché, Leder,
Wachs, Kautschuk, Zelluloid etc.) zur Unterhaltung und Beschäftigung der
Kinder, gegenwärtig Gegenstand eines bedeutenden Industriezweigs, der seinen
Hauptsitz im sächsischen Erzgebirge (Seiffen, Grünhainichen, Olbernhau,
Sayda etc.), in Oberammergau und in der Rauhen Alb in Württemberg, in
Sonneberg und Umgegend in Thüringen, in Nürnberg, Stuttgart und Berlin hat.
Nürnberg und Stuttgart konkurrieren in hoch seiner Ware erfolgreich mit
Paris. Die Ausfuhr aus Deutschland betrug 1902: 32,995 Ton. im Wert von 55,4
Mill. Mk. Davon gingen mehr als zwei Drittel nach England und den
Vereinigten Staaten. Auch Frankreich hat eine sehr große Ausfuhr namentlich
in Puppenausstattungen, Militärausrüstungen für Knaben, laufenden Tieren und
Puppen. – Bei der Herstellung der S. kommen mancherlei hygienische
Rücksichten in Betracht, namentlich sind überall giftige Farben zu
vermeiden, Kautschukgeräten dürfen keine schädlichen Substanzen beigemengt
werden, und Zinngeräte müssen die vorschriftsmäßige Zusammensetzung
besitzen. – Die Herstellung von S. reicht zurück bis in die
vorgeschichtliche Zeit. In den bronzezeitlichen Pfahlbauten der Westschweiz
wurden bronzene und irdene Gegenstände ausgegraben, die den heutigen
Kinderrasseln ähneln und offenbar demselben Zwecke wie diese gedient haben.
Ähnliche Objekte wurden auch in Schlesien, der Mark Brandenburg etc.,
Spielwürfel aus Knochen oder Bronze zu La Tène, unweit Este und in Sackrau
(bei Breslau) ausgegraben. Die in alten Gräbern aufgefundenen Sprungbeine (astragali)
von Schafen, Ziegen und Kälbern haben nach Bolle zum Knöchelspiel gedient.
Ägypter, Griechen und Römer hatten Puppen zum Teil mit beweglichen Armen und
Beinen. Aus Ton gebraunte Puppen aus dem 14. Jahrh. wurden bei Nürnberg
gefunden, und im 16. Jahrh. fertigte man in Nürnberg, Ulm, Augsburg und
Frankfurt reichhaltige Puppenhäuser. Im Britischen Museum zu London befindet
sich eine Sammlung von antikem Spielzeug, und in Paris wird ein
Spielzeugmuseum errichtet. Vgl. Rosenhaupt, Die Nürnberg-Fürther
Metallspielwarenindustrie (Stuttg. 1907); L. Claretie, Les jouets; histoire,
fabrication (Par. 1893).
Quelle: Meyers
Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 740 |
Letzte Änderung 10.02.2015 |